Prof. Dr. Dreher: „Eines der modernsten Ausbildungskonzepte in Deutschland“

Wer Technik verstehen will, braucht ein sehr spezielles Fachwissen – genau das bekommt er jetzt an der Uni Siegen. Eine Stiftungsprofessur und vier neue Juniorprofessuren machen Studierende fit für die Arbeit am Berufskolleg. Die Job-Chancen sind exzellent.

Am Lehrstuhl für Technikdidaktik werden Lehrerinnen und Lehrer für Berufskollegs ausgebildet – mitten im Siegener Gewerbegebiet, in einer eigenen Werkstatthalle, zum Teil auch direkt in den Betrieben. Also dort, wo ihre zukünftigen Schüler lernen werden. Die Verzahnung von Theorie und Praxis wird hier gelebt. StudiZeit sprach mit dem Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Ralph Dreher:

StudiZeit: Warum sollte jemand, der als Pädagoge arbeiten will, Berufsschullehrer werden? Und warum sollte jemand, der eine technisch-naturwissenschaftliche Laufbahn einschlagen will, sich fürs Lehramt entscheiden?

Prof. Dr. Dreher: „Für den Pädagogen ist der Arbeitsplatz Berufskolleg aufgrund seines breiten Spektrums reizvoll – das reicht von sozialpädagogisch dominierten Arbeiten in der Berufsvorbereitung bis hin zur stark bildungsorientierten Lehrertätigkeit an den beruflichen Fachoberschulen und Gymnasien. Für den Techniker bietet dieser Beruf eine der wenigen Möglichkeiten, sein technisches Wissen uneingeschränkt anzuwenden und zugleich mit Menschen umzugehen. Hinzu kommt, dass Berufsschullehrer ein absoluter Mangelberuf ist. Die Jobchancen sind also exzellent.“

StudiZeit: Haben werdende Berufsschullehrer einen Job sicher?

Dreher: „Ja. Mindestens bis 2025 gibt es in der Ausbildung der Metall-, Elektro- und Bauberufe einen erheblichen Lehrermangel.“

StudiZeit: Es heißt, dass Ingenieure in der freien Wirtschaft deutlich mehr verdienen.

Dreher: „Das Einstiegsgehalt in der Industrie ist zwar deutlich höher, aber das relativiert sich später. Während Lehrer ein regelmäßiges Einkommen haben, kann es im Ingenieurberuf starke Schwankungen geben. Hinzu kommt: Als Jungingenieur ist eine 70-Stunden-Woche selbstverständlich. Hingegen schafft der Arbeitsplatz Schule die Möglichkeit zu tatsächlicher Work-Life-Balance.“

StudiZeit: Warum sollte man ausgerechnet an der Uni Siegen studieren?

Dreher: „Wir haben eines der modernsten Ausbildungskonzepte deutschlandweit. Der Ansatz dabei: Werkstattwissen wird über die ingenieurwissenschaftliche Begründung reflektiert, denn das später macht den Kern der Lehrerarbeit aus. Zusätzlich bekommen wir vier neue Juniorprofessuren für Technikdidaktik, die mit den Fachhochschulen im Einzugsgebiet kooperieren. Dadurch kommen wir zu einer großen Themenvielfalt innerhalb des forschenden Lernens als Grundpfeiler der Siegener Lehrerbildung.“

StudiZeit: Sie besetzen eine bundesweit einzigartige Stiftungsprofessur für Technikdidaktik. Was ist das Besondere daran?

Dreher: „Der Kreis, die Kammern und die Unternehmen finanzieren die Professur – die ganze industriestarke Region nimmt das Berufsschullehramt sehr ernst, weil hier händeringend Lehrer der technischen Fächer gesucht werden. Wir werden hier hoch geachtet. Die Studierenden finden deshalb sehr gute Studienbedingungen vor, zumal seitens der Uni Siegen ergänzend eine überdurchschnittliche Ausstattung finanziert wurde.“

StudiZeit: Was steckt hinter diesem besonderen Konzept?

Dreher: „Wer Technik verstehen will, braucht ingenieurwissenschaftliches Fachwissen. Wer als Lehrer berufspraktische Arbeit erklären will, muss zusätzlich erkennen können, wie sich in der Arbeit Theorie und Praxis verzahnen. Unsere Studierenden erarbeiten sich dieses gewerblich-technischen Wissen in unserem eigens dafür geschaffenen Fahrzeugdidaktischen Labor und auch direkt in den Betrieben der Region.“

StudiZeit: Wie sieht die praktische Unterrichtserfahrung im Studium aus?

Dreher: „Wir haben als eine von wenigen Unis das Praxissemester im Masterstudium konzeptionell umgesetzt. Die Theorie-Praxis-Verzahnung ist in Siegen sehr hoch. Wir kooperieren eng mit dem Berufskolleg Technik in Siegen, das unseren Studierenden viele gute Praktikumsmöglichkeiten bietet und ihnen über einen steten Austausch ‚Futter‘ in Form von umzusetzenden Lernsituationen anbietet.“